Prenzlauer Berg
BerlinPrenzlauer BergBlick Richtung Süd-Osten, Friedrichshain
Alles eine Ansichtssache.
Aber fest steht... von hier oben hat man einen wunderbaren Blick über die Stadt. Vor allem wenn man sich dazu noch einmal ein paar Meter vom Boden erhebt und über den Dächern schwebt.
Einblicke und Ausblicke in die Kieze!
Prenzlauer BergAnsichtssacheBlick Richtung Süden, Alexanderplatz, Fernsehturm
Die Ehemaligen (wer das ist, müßte man allerdings noch definieren) trauern den alten Zeiten nach, andere der Zeit, in der es noch die DDR gab oder den Jahren direkt nach der Wende, andere den Anfängen der Gentrifiezierung, in denen sie zwar die Alteingessenen verdrängten, sich aber die schick renovierten Altbauwohnungen noch leisten konnten. Manch einer sagt heute: der Prenzlauer Berg hat sich "übergentrifiziert".
So weicht auch die vorletzte Runde von Zugezogen denen, die es sich wirklich noch leisten können.
An der Verklärung und Zerstörung des Prenzlauer Bergs stricke die Medien ordentlich mit.
Sie kauen den Mythos wieder, der sich zwischen Arbeiterbezirk, Zentrum der sanften Revolution oder Club- und Kneipenszene bewegt.
Die Alten sind fast verschwunden vom Straßenbild, aus den jungen Singles sind Familienmütter und –väter geworden mit 1, 2, 3 oder 4 Kindern.
Manch einer empfindet die "quietschbunten" Fassaden als "Barbiepuppen-Tünche".
Aber auch das gab es alles schon einmal. Als z.B. die Husemannstraße zu Honeckers Vorzeige-Flaniermeile werden sollte. Die Häuserzeile wurde in den frühen achtziger Jahren als "typische Arbeiterwohnsiedlung" rekonstruiert, obwohl sie zu keiner Zeit vorwiegend von Arbeitern bewohnt, vielmehr "eine bürgerliche Enklave inmitten des proletarischen Bezirks" gewesen war.
Ein greller Kontrast zu den abblätternden Fassaden und absackenden Balkonen der wirklichen Arbeiterwohnsiedlungen in den umliegenden Straßen.
Also zusammengefaßt was haben wir:
Einen Bezirk, in dem die ärmsten der Armen zu Zeiten der Industrialisierung in Mietskasernen gepfercht wurden und sobald die Wohnungen trocken gewohnt waren, die Mieten erhöht und die ersten Bewohner raus mußten.
Dann wurde der Prenzlauer Berg Randbezirk. Die Mauer versperrte den Weg und obwohl 72% der im 2. WK nicht oder nur leicht beschädigten Häuser noch bewohnbar waren, bröckelten die Fassaden. Von einer zufriedenstellenden Wohnqualitä war man weit entfernt.
Das lockte Menschen an, die die nun vielfach leer stehenden Wohnungen besetzten: Studenten, Künstler, Selbständige, Kulturinitiativen.
Junge Familien gingen in die Plattenbauwohnungen mit erheblich mehr Luxus.
Dann: die Mauer ist weg!
Es kommen Studenten und Künstler aus dem Westen. Es kommen die Investoren. Es wird saniert, es wir teuer. Manche müssen gehen, andere kommen.
AnsichtssacheKiezBlick Richtung Norden, 100 km bis Prenzlau
Wenn man in so einem lebt, dann ist das ein Zeichen für ein wohl hippes Viertel.
Dabei ist dieser Begriff gar nicht üblich in Berlin. Erst seit 1990 werden mehr und mehr Quartiere zu "Kiezen".
Echte Kieze gibt es in Berlin nur in Köpenick und Spandau.
Die Bezeichnung Kiez wurde sogar mal mit abwertender Intention für bestimmte abgelegene Siedlungen verwendet.
„ […] da die Kietzer an Bildung, Wohlstand und Rechten den deutschen Städtern nachstanden, so erhielt der Name Kiez einen spöttischen Beigeschmack, und noch heute werden dürftige und entlegene Vorstadtgegenden scherzweise Kiez genannt.“
– Meyers Großes Konversations-Lexikon, 1905: Stichwort Kiez
Also heute Kiez, morgen vielleicht wieder Quartier oder Viertel?
Wir werden sehen.
Am Prenzlauer Berg gibt es aber tatsächlich auch nur zwei "Kieze": Helmholz- und Kollwitzkiez, die teuersten Gegenden. Und wer vom Kollwitzkiez spricht, der denkt wahrscheinlich nur an Käthe, nicht aber an Karl. Aber das ist ein anderes Thema!
Lichtblick
Das älteste noch vorhandene Gebäude ist von 1848 (Kastanienallee 77).
Lichtblick Kino
Über 300 Gebäude stehen unter Denkmalschutz, wie das Stadtbad Oderberger Straße oder die Brauerei in der Knaackstraße: die Kulturbrauerei!
Video Kultur Brauerei
Zum AnfangKulturbrauerei
KulturbrauereiSchultheiß Brauerei
Der Sohn eines reichen Tuchmachers übernimmt die Bierbrauerei, nachdem Schultheiß diese aufgab.
Selber hatte er keine Ahnung vom Bierbrauen, aber er war ein Marketing-/Wirtschaftsgenie und.... Politiker im Reichstag.
Soziale Ideen setzte er im eigenen Betrieb um. So gab es dort gewählte Arbeiterausschüsse, deren Mitglieder einen Monat Kündigungsschutz hatten, ferner aus Gewinnüberschüssen und anderen Quellen gespeiste Unterstützungskassen, eine aus Privatvermögen gestiftete Pensionskasse, verbilligtes Kantinenessen und ein Kinderheim.
Sozialeinrichtungen der Schultheiss-Brauerei, die "ihre" Arbeiter und deren Familien quasi von der Wiege bis ins Grab betreute, schafften eine wohl einzigartige Bindung des Arbeiters an das Werk und war dem Image der Marke als echtem Berliner Arbeitergetränk ungemein zuträglich.
1920 – 1940 war sie die weltgrößte Brauerei.
Im Krieg wurden hier kriegswichtige Teile für die Rüstungsindustrie durch Zwangsarbeiter hergestellt.
In den letzten Kriegstagen 1945 hatten sich in einem Tiefkeller der Brauerei der Stab der „Festung Berlin“ verschanzt. Zeitweilig waren bis zu 1.000 Soldaten auf dem Gelände. Im Hof wurden zahlreiche Deserteure und Anwohner, die die weiße Fahne gehisst hatten, erschossen. Noch nach der Kapitulation verteidigten NSDAP-Funktionäre, SS- und Wehrmachtsangehörige das Gelände. Die Bevölkerung plünderte nach Kriegsende die in der Brauerei untergebrachten Lebensmittellager. Erst im Herbst wurden die über 100 im Vorgarten (im heutigen Biergarten) begrabenen Toten auf Friedhöfen bestattet.
Zu DDR Zeiten wurde die Brauerei zu VEB Schultheiß.
1967 wurde dann der Braubetrieb endgültig eingestellt. Die Maschinen waren kaputt und verschlissen.
Heutige NutzungKulturbrauerei
Zu den Einrichtungen gehören:
das Kino in der Kulturbrauerei
das Russische Theater, Veranstaltungsort für russische Konzerte, Lesungen etc.
Literaturwerkstatt Berlin/lyrikline.orgd
Büro und Studio der Musikgruppe 17 Hippies
das Restaurant frannz mit angeschlossenem frannz Klub (ehemals Franz-Club)
das Kesselhaus
die Alte Kantine
das Maschinenhaus
der Soda Club
der Club 23
das Palais
die Schule für Bildende Kunst und Gestaltung
das Museum in der Kulturbrauerei der Stiftung Haus der Geschichte
der Ch. Links Verlag
der be.bra Verlag
------------------------
Mehr zu "Heutige Nutzung"
Wie geht es weiter?
2012 verkaufte das Bundesfinanzministerium einen Teil der TLG und damit 780 Gewerbeimmobilien für 1,1 Mrd. Euro an den US-amerikanischen Finanzinvestor Lone Star.
Bis 2021 sind die Mietverträge gesichert. Bis dahin wird sich für die Kulturschaffenden kaum etwas ändern, ausser, dass die Mieten auf 6 EUR / qm steigen!
Was dann passiert bleibt der Fantasie und Spekulation überlassen!
Mehr zur TLG findet ihr hier!