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Erik & Salma

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Erik & Salma

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Erik

Er kommt aus der Tschechei.
Mit 16 wurde er von der Armee rekrutiert, man versprach ihm und seiner Familie Geld.
Seine Familie war arm.
Er bekam eine gute Ausbildung in der Armee, studierte und dann sollte er in den Krieg nach Afghanistan.
Das war 2002.
Da war er 29.

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Er floh über Pilsen und Prag nach Polen und dann nach Magdeburg.
Von dort nahm ihn ein Kumpel mit nach Berlin.
Und da ist er jetzt.
Ein Pazifist auf den Straßen Berlins, lebt mit Salma in einer Wagenburgsiedlung.
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Warum er nach Deutschland gekommen ist, frage ich Ihn.
Erik antwortet: "Wo hätte ich sonst Perspektiven gehabt?
Polen, Ungarn, Slowakei?
Nein, da gab es keine Aussichten für eine gute Zukunft."
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Er passt auf Fahrräder und andere Hunde auf, hat ein Ohr für alle Sorgen der Bewohner des Quartiers.
Sie erzählen ihm von Ihren Enkeln und Kindern, von dem Job, von so manchen Wehwehchen und großen und kleinen Sorgen.
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Einer bietet ihm Feuerholz an. Das kann er später abholen.
Eine andere Dame gibt ihm ein Päckchen Butter, eine Packung Zigaretten oder einen heißen Kakao.
Salma bekommt Leckerchen, Dosenfutter, Leckerchen und noch mehr Dosenfutter. Das reicht für mehr als einen Tag.
Und Geld bekommt Erik auch, mal 8 cent, mal 1 oder 2 EUR.
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Erik uns Salma machen immer halbe halbe.
Nur beim Bier nicht.
Natürlich bekommt er auch Bier geschenkt.
Erik ist Alkoholiker.
Er würde gerne aufhören.
Er weiß, dass er das wohl nicht schaffen wird.
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Er fragt mich, ob er nicht normal sei?
"Bin ich nutzlos, böse, peinlich?".
Auch auf diese Fragen bleibe ich ihm die Antworten schuldig.
Mir erscheint ein einfaches "Nein" wäre eine dämliche Antwort.
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Salma

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Ein Foto auf dem sie noch ganz klein ist, in seine 2 Hände paßt.
Heute ist sie 6,5 Jahre alt, kerngesund und der treueste Begleiter den Erik hat.
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Für Salma sind sie zusammen ihr  Rudel!
Für Erik ist ein Leben ohne Salma nicht denkbar!

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"Ich bin den ganzen Tag bei ihr, sie kann alleine herumstromern, die Gegend erkunden und Neues entdecken.
Sie ist frei und kommt zu mir wann und wo sie möchte."
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Das Team

Sie sind nicht einsam!
Sie sind nicht alleine!
Sie sind nicht obdachlos!

Sie sind zu zweit: Erik & Salma!

Sie fühlen sich gut!
Die Menschen sind gut!
Sie haben Kumpels!


Das Leben ist gut!
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5 Tage in der Woche gemeinsam vor einem Lidl in Berlin "arbeiten".
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"Wenn ich aufwache, dann taste ich als erstes nach Salma, ob sie auch da ist.

Sie hat eine eigene Uhr: um kurz vor 11 steht sie bereit. Dann gehen wir los zum Lidl um dort zu arbeiten bis 15 Uhr.
Im Sommer schon mal früher und auch länger, aber im Winter reicht das.
Dann kommen wir nach Hause und es ist noch hell genug zum Holz hacken."

Ich frage ihn, was er denn so macht, wenn er die Stunden dort sitzt und er antwortet: "ich bilde die Quersummen aus den Zahlen auf den Nummernschildern und ich schreibe in meinem Kopf alle meine ganz eigenen Geschichten auf"

Warum er sie nicht auf Papier schreibt, frage ich ihn. Seine Antwort: "Die Sprachen gehen so durcheinander: Tschechisch, Polnisch und Deutsch, wer soll das lesen können?" und schmunzelt!
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"Dann brauche ich auch nicht mehr sein" ist seine Antwort.

"Wir teilen alles.
Wir arbeiten hier zusammen und wir teilen.
Nur das Bier und den Schnaps nicht".
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Wenn er ein paar Tage nicht da ist, dann fragen die Leute wo er war.
Und wenn es kälter wird, dann machen sich die Menschen immer Sorgen um den Hund.
"Ohne Hund hast du auf der Straße keine oder... weniger Chancen" sagt Erik.
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Fragen zu seinem Leben

.....mal in einem Ballon die Welt von oben sehen!
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....die hat er!
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... sind toll!
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... ist wunderbar!
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... er würde gerne keinen Alkohol mehr trinken!
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Und wohin gehört Erik nun?

Als eine Gesellschaft wird eine Gesamtheit von Menschen bezeichnet, deren Zusammenleben und Beziehungen untereinander durch Normen und Gesetze bestimmt werden.
Erik fügt sich sehr gut ein.
Er hat eine Ausbildung, er ist kein Krimineller, er hat einen Glauben, er beeinflußt menschliches Verhalten, Denken und Fühlen. Er hat ein Dach über dem Kopf, er kümmert sich um ein anderes Lebewesen.
Er bezahlt seine Rechnungen, wenn z.B. der Tierarzt zum Impfen von Selma kommt, er bezahlt seinen "Wohnraum".
Er wird nicht vom Staat finanziert!
Nur falls das jetzt jemand hier denkt.

Die Menschen kümmern sich um ihn und was sie von ihm zurück bekommen ist häufig mehr als vom Rest der Gesellschaft: immer ein Lächeln, eine "Danke schön", ein schönes Wochenende, ein Gespräch, Ehrlichkeit!
Leider gibt es auch die, die ihn am Rand der Gesellschaft oder sogar ausserhalb sehen.
Vielleicht finden auch sie irgendwann die Zeit, genau  hin zu schauen.

Erik wird von der Gesellschaft an den Rand geschoben, ins Abseits gedrängt. Dadurch kann er nur noch
wenig am wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Leben teilnehmen. Von einer Gesellschaft, die ihre eigenen Werte als Maß für "Alles" setzt.
Berlin, Dezember 2016
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2 Minuten Video in Eriks Leben

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Einen Tag auf der anderen Seite

"Hier, 2 EURO! Du hast ja heute mit mir hier den Tag verbracht" sagt Erik. Dann noch ein Taschentuch, einen Apfel für mich und ein Leckerchen für Momo! (Anm.: Momo ist meine 19 jährige Hündin).

"Als ich vor 3 Jahren nach Berlin kam, da startete ich meinen persönlichen Trip durch diese wahnsinns Stadt.
Ich nutze jede freie Minute um neue Dinge, Orte und Menschen mit meiner Kamera zu entdecken.
Ich wollte die Geschichte und die Gegenwart verstehen. Berlin hat eine unglaublich große Menge von all dem.
Um eine Geschichte kümmerte ich mich nicht, ich sah sie nicht. Die Geschichte gegenüber meiner eigenen Tür, ausserhalb meiner Komfortzone. Die Geschichte von Erik & Salma.

Ich habe 3 Jahre gebraucht um mich dafür zu entscheiden Zeit mit ihnen zu verbringen, sie kennen zu lernen. Und so verbrachte ich Stunden und Tage mit ihnen vor dem Lidl. Ich stellte ihm Fragen, er stellte mir Fragen, manchmal saßen wir nur da und warteten: auf der anderen Seite!
Viele Fragen sind noch offen, aber da ist jetzt ein schmaler Pfad in seine Welt für mich offen. Danke Erik!
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